Sci-Fi genial gemacht

Sowas wie „fantastisch, spannend“ oder „großartige Dialoge“ oder „Schau dir bloß nicht den Trailer an, der verrät schon alles“ habe ich über den Film Arrival mit Amy Adams und Jeremy Renner in den Hauptrollen vorher gehört. Ich hatte großes Glück! Obwohl ich in letzter Zeit ziemlich häufig im Kino war bekam ich den Trailer nicht zu sehen. Allerdings hatte der Film mich bis dato wenig gereizt. Erst als die ersten Cineasten meines Freundeskreises und mein Lieblings-Filmrezensent den Film zahlenmäßig bewerteten, packte mich die Neugier und ich sah den Streifen in einer Spätvorstellung.

Normalerweise würde ich jetzt hier den Youtube-Link zum Trailer einbauen, aber da er auch meiner Meinung nach zuviel verrät lasse ich das an dieser Stelle.

Zum Inhalt:

Dr. Louise Banks, eine Sprachdozentin, wird zusammen mit Ian Donelly, einen theoretischen Physiker, vom US-Militär einberufen um Kontakt zu einer Außerirdischen Lebensform herzustellen. Diese sind in muschelförmigen Raumschiffen auf die Erde gekommen und man weiß nicht, was ihre Intentionen sind. Um das zu herauszufinden versucht Banks mit wissenschaftlichen, linguistischen Methoden die Sprache der Außerirdischen zu lernen bzw. mit ihnen auf einen gemeinsamen Nenner der Kommunikation zu kommen. Im Laufe der Zeit schafft sie mithilfe von Donelly die kryptographischen Ausdrucksweisen zu entschlüsseln und kann dann sogar mit ihnen kommunizieren. Da auf der Welt mehrere solcher muschelförmigen Raumschiffe „gelandet“ sind, versucht jedes betroffene Land auf ihre eigene Weise Kontakt zu den Außerirdischen aufzunehmen. Die Lage spitzt sich zu, als die Angst der Weltbevölkerung vor dem großen, außerirdischen Unbekannten zunimmt und in diversen Ländern ein Militärschlag in Erwägung gezogen wird.

In all dem Chaos verfällt die Protagonistin immer wieder in die Erinnerungen an ihre verstorbene Tochter Hannah. Diese Rückfälle in Kombination mit der Überarbeitung durch einen festen Zeitplan und der immense Druck, den Vorgesetzten alles möglichst nachvollziehbar zu erklären und gleichzeitig eine Basis zu den Außerirdischen aufzubauen stressen sie ungemein.

Leider kann man nicht allzu viel über den Film inhaltlich sagen, da man sonst Teile des unfassbar gut erzählten Spannungsbogens vorweg nimmt.

Meine Meinung:

Der Film ist im Nachhinein betrachtet sehr rund. Schon im ersten Satz könnte man das Ende erraten. Genau das würde ich gerne sagen, da dieser Satz so ziemlich den Film zusammenfassen kann – wenn man weiß worum es geht. Für Erstschauer, wie mich, ist meine Aussage allerdings absoluter Humbug, da der Satz allein stehend keine Aussage zum Film macht sondern erst in der Auflösung einen vollen Sinn ergibt. Und die Auflösung ist großartig, fantastisch, absolut mind-blowing, sogar mit einer tollen moralischen Aussage.

Die Protagonistin, gespielt von Amy Adams, wird in der Einleitung auch grob charakterisiert und man sympathisiert sofort mit ihr. Adams spielt die Linguistik-Expertin absolut glaubwürdig und verleiht ihrer Figur durch ein „authentisches Leiden“ nach dem tragischen Verlust ihrer Filmtochter enorm Tiefe. Außerdem wirkt sie, durch verschiedenste Rückblenden, tatsächlich als Expertin, welche eine geeignete Person ist um mit dieser kommunikativen Herausforderung zurecht zu kommen. Man bekommt regelrecht den Stress und den Druck auf ihren Schultern zu spüren und ist zwischenzeitlich sogar froh, dass sie diesem entfliehen möchte. Die Szenen, in der sie Mut beweist, gehören zu den absolut spannendsten Momenten im Film und ließ mich regelrecht den Atem anhalten. Andererseits gönnte ich ihr als Zuschauer auch ihre Ruhepausen, da sie auch für mich Ruhepausen im Spannungsbogen bedeuteten.

Der Film ließ mich in viele Richtungen das Gesehene interpretieren und löste währenddessen nur selten was auf. Er war anstrengend und unterhaltsam zugleich, da er immer nur soviel verriet, dass alles weitere nicht das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen bringt. Man musste also mitdenken. Geholfen hat das allerdings nicht. Denn neben einigen vorhersehbaren Plot-twists, schaffte er es die aufgekommen Fragen anders als erwartet zu beantworten. Und zwar vollständig. Außerdem lief mir nach der Auflösung ewig lang der kalte Schauer über den Rücken, da er so beeindruckend einfach war und genial umfangreich alle Erzählstränge zusammenführte.

Die wichtigste Nebenfigur Ian Donnelly wird von Jeremy Renner dargestellt und ist mehr oder weniger nur ein Sidekick. Was sollte auch ein theoretischer Physiker auch machen? Aber auch seine Rolle wird in der Auflösung erklärt. Den Hintergrund aller Nebenfiguren erfährt man gar nicht und bis auf Donnelly haben alle anderen eine klar definierte Rolle im Film. Renner kann leider den Physiker nur wenig überzeugend verkörpern und man hätte ihn jede andere Wissenschaft andichten können. Er ist vielmehr der charmant zwischenmenschlich unbeholfene, unerschrockene Unterstützer der Protagonistin und holt diese auch aus ihren Erinnerungsrückfällen heraus. Er arbeitet ihr zu, indem er die linguistischen Ansätze durchführt und unterstreicht ihre Kompetenz als Sprachwissenschaftlerin. In einer vergleichsweise kurzen Szene findet man ein wenig die Berechtigung der Rolle als Physiker. Renner kannte ich bisher nur als Action-Darsteller wie in den Film Thor oder Avengers. Diese Rolle war für mich was Neues und das steht ihm durchaus.

Die sympathische Amy Adams kann mit ihrer Performance den Film komplett alleine tragen. Man leidet und freut sich mit ihr und hofft, dass sie schnell auf eine Lösung des kommunikativen Problems kommt. Die gewaltige Bildsprache, der kaum vorkommende amerikanische Patriotismus und die fantastische, aber dennoch andersartige Beleuchtung eines in der Sci-Fi allgegenwärtigen Themas in Kombination einer tollen Botschaft machen den Film zu etwas ganz Besonderem.

Fazit:

Spannender kann man ein Sci-Fi-Film ohne großen Schock oder Action-Szenen kaum gestalten. Die Ideen im Sci-Fi sind zuende gedacht und könnten realistisch sein. Durch eine wunderschöne Symbolik im Film bekommt die derzeitige Sprachwissenschaft ein unglaublich gut inszeniertes Spotlight. Der Film kommt ohne die Explosionen im 5-Minuten-Takt aus und erzählt nachvollziehbar die menschliche Reaktion auf so ein Ereignis. Er brachte mich ins Grübeln, ob die Menschheit dazu in der Lage ist, wenn es auf etwas großes Ganzes ankommt, die Barrieren unter den Kulturen und Sprachen überwinden kann.

Ich werde mir auf jeden Fall die DVD und die Buchvorlage zulegen. Eine klare Empfehlung für alle Filmfans, die mal abseits von 3D Effekten, Blitzen und Blinken einen sehr guten Film sehen wollen.

2D oder 3D?

Leider kann ich nicht sagen, ob der Besuch in 3D tatsächlich wert wäre. Für mich machte der Film in 2D einen sehr guten Eindruck. Es gäbe zwar ein paar Stellen an dem ich mir vorstellen könnte, dass ein Ansehen in 3D sich lohnt, aber leider kennt man diese auch schon von den kürzesten Berichterstattungen über den Film.

 

[su_spoiler title=“Nachtrag“ style=“simple“]Nachtrag: Am Ende möchte ich euch noch ein tolles Video auf Youtube verlinken, der den Film, anders als ich, im Gesamten erklärt. Meine Filmmeinung schrieb ich bevor ich auf dieses Video gestoßen bin und daher beinhaltet das Video so ziemlich alles, was ich nicht erwähnen wollte. Allerdings spoilert er den gesamten Film ohne die großartige Atmosphäre zu transportieren und ist WIRKLICH nur für Fans gedacht, die den Film auch schon gesehen haben.

https://youtu.be/o3wAzytlgsg[/su_spoiler]

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