Benedict Cumberbatch wieder in einer neuen Rolle. Erst lernte ich ihn als neuen Sherlock Holmes in der gleichnamigen britischen Serien kennen, dann als Antagonist Khan im Star Trek Reboot Into Darkness und jetzt als Doktor Strange als Teil des Marvel Cinematic Universe. Er reiht sich mit seiner genialen Rollenvielfalt in die Riege meiner Lieblingsschauspieler ein. Aber! In den bisher genannten Rollen mimte Cumberbatch bisher einen Hochintelligenten. Das ändert sich auch im neuesten Film mit ihm nicht.
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Doktor Strange ist Marvels neues Meisterstück und stellt wieder einen neuen Comic-Helden der breiten Nicht-Comicleser-Zuschauerschaft vor. Man kann diesen nicht so optimal bewerten, weil man dafür viel zu viel spoilern würde. Zusammen mit Chiwetel Ejiofor als Meister Mordo und Tilda Swinton als Die Älteste gelingt es Marvel Studios die Einführung eines magischen Helden fast gänzlich ohne Zauberstäben oder Zaubergadgets.
Grundsätzlich geht es hier um den Protagonisten Stephen Strange, der als erfolgsverwöhnter, arroganter Star-Neurochirurg einen gewaltigen Rückschlag erhält. Damit er so schnell wie möglich wieder arbeiten kann, möchte er erstmal mithilfe der klassischen Medizin sich aus der Patsche helfen. Aber da das alles nicht hilft sucht er Rat und Hilfe bei einer Glaubensgemeinschaft in Tibet, die angeblich mit Magie ihn aus dieser misslichen Lage wieder „hinauszaubern“ kann. Die oberste Meisterin, oder auch „Die Älteste“ genannt, will ihn eigentlich aufgrund seiner arroganten Art nicht aufnehmen wird aber von Meister Mordo vom Gegenteil überzeugt und lehrt ihn mehr oder weniger auf die harte Art das Anwenden von Magie. Schon zu Beginn des Films wird einem klar, dass es nicht nur um Strange allein sondern um etwas größeres Ganzes gehen wird. Und dann: was wäre ein Marvel-Film ohne einem Antagonisten – Mads Mikkelsen aka Kaecilius wird dem Doctor in vielerlei Hinsicht im Weg stehen. Dafür nutzt er die Macht einer dunklen Dimension, die alles in einer zeitlosen Einheit vereinen möchte. An und für sich, gar kein typisch „böses“ Klischee, wenn nicht klar über die Farben über gut und böse definiert worden wäre. Also während die einen quasi im persönlichen Rachefeldzug das Establishment der Glaubensgemeinschaft und ihrer honorigen Einstellung die Erde vor den dunklen Mächten zu schützen stürzen wollen, fällt ein Starchirurg in den Dreck, steht wieder auf und ist inmitten dieses Kriegs. Großartiger Plot.
In diesem Film geht es um die Vorstellung der einzelnen Parteien und Personen: Dr. Strange, der als angesehener Neurochirurg abstürzt und mithilfe der Glaubensgemeinschaft Karmar-Taj zum Magier heranreift. Karmar-Taj, die als Gemeinschaft von Zauberern die Erde vor der dunklen Dimension bewahren will. Und die Abtrünnigen der Karmar-Taj, welche das unendliche Leben in Einheit erreichen wollen. Die Erzählweise ist Marvel-Film typisch und nichts Neues, aber das Ende des Spannungsbogens ist überraschenderweise anders und sehr erfrischend. Ungewöhnlich komisch, selbstironisch und selbstbemitleidenswert – so überraschend das Ende war, so überraschend war auch alles was danach kam. Irgendwie ungewöhnlich platt. Aber vielleicht gehört das ja auch dazu, wenn es keine riesige Explosion am Ende gibt. Klar, der tragische Verlust einer Persönlichkeit der guten Seite und natürlich die actionbeladenden Kampfszenen, in der der Protagonist natürlich kein Land sieht, sind auch Teil des Films. Die obligatorischen Szenen mit dem Loveinterest kommen natürlich auch nicht zu kurz – aber was will man von einem Marvel Film erwarten? Marvel-typisch hätte dem Bösewicht ein bisschen mehr Bumms und Tiefgang in jeder Hinsicht gestanden. Es gab nur eine Szene im gesamten Film, an dem man kurz die aufrichtige Intention und damit die Daseinsberechtigung fast sympathisch erfahren hat.
Mikkelsen bleibt leider unter den Erwartungen und das ist sehr seiner übermäßigen dunklen Maske auf dem Gesicht geschuldet. Denn während er in James Bond: Casino Royale als LeChiffre den hervorragenden Bösewicht mithilfe seiner großartigen Mimik spielen konnte, überdeckt eine schwarze Partie über seinen Augenpartien diesen essenziellen Teil für die Mimik. Bei Cumberbatch kann man jederzeit jede feine Ausprägung mitfühlen und seine Leidenszeit wird nicht nur mit den beschädigten Körperteilen besonders hervorgehoben sondern man erkennt es fast jederzeit anhand seines Gesichts. Auch die lustigen Dialoge oder absichtlich komischen Szenen kommen mit Cumberbatch richtig gut zu Geltung. Leider kommen sie verhältnismäßig selten vor. Swinton stellt die distanzierte, überlegene Meisterin sehr gut dar, welche die kühle und stets abwägende Figur aus den Comics wiederspiegelt.
Der Film glänzt nicht nur mit der Starbesetzung sondern auch mit seiner überragenden Optik. Man hat zwischenzeitlich das Gefühl den Film Inception mit einem Kaleidoskop nochmal zu sehen und dann stört es auch fast garnicht, wenn es völlig andere Darsteller sind. In ein paar wenigen Szenen habe ich mich allerdings gefragt, wofür diese ganze animierte Geschichte? Hat man da nicht schon zur Genüge präsentiert, dass die Welt der n-dimensionen Magie schon „strange“ genug ist? Jedenfalls wirkt der Film an manchen Stellen etwas überladen mit Effekten, sodass man die tatsächliche Greenscreen-Arbeit während des Films erahnen konnte. Die unterschiedlichsten Kleidungsstile haben mir dagegen sehr gut gefallen und irgendwie scheint Cumberbatch jede Art von Mantel zu stehen. Da haben die Autoren einen perfekten Darsteller gefunden zu haben ;-). Atmosphärisch punktet der Film mit dem Soundtrack, der sowohl die magisch-mystischen Szenen als auch die epochalen-interdimensionalen Verfolgungsjagden und die actionreichen Kampfszenen großartig unterstreicht.
Das pseudo-fernöstliche, asiatisch-mystische Klima ist scheinbar nur Mittel zum Zweck, austauschbar mit jeder anderen mystischen Art. Macht auch nichts. Die Wirkung passt. Und mit den eindeutig westlich besetzten Schauspielern auch nicht besser umsetzbar.
Doktor Strange ist wirklich ein guter Film geworden, der mich zwar nicht vom Hocker riss, aber dafür hin und wieder ein „Wow“ entlocken und lauthals lachen ließ. Ich freue mich schon drauf, ihn zusammen mit den anderen Avengers in Aktion zu sehen.
#dankemarvel