Liebe Online-Freunde!
Ich habe Angst!
Nicht vor Spinnen oder Dunkelheit.
Aber wenn es so weiter geht, vor Spinnern in der Dunkelheit.
Man bekommt Angst wenn etwas Unbekanntes bedrohlich erscheint. Meist sieht die vermeintliche Gefahr nur anders aus, fühlt sich anders an oder die Situation ist unbekannt.
Für die meisten von euch bin ich gut bekannt. Ich liebe die Sprache, die Region, die Kultur und kann mich sehr gut mich mit anderen darüber austauschen. Ich bin harmlos, hin und wieder nett und gut gelaunt und kann mich damit schimpfen, gut in die deutsche Gesellschaft integriert zu sein.
Doch das wissen andere Leute, die mich nicht kennen, nicht. Für die bin ich ein 1,85 m großer, über 100 kg schwerer, braun-gebrannter, breitschultriger, bärtiger Asiate. Zeitweise eine unheimliche Erscheinung. Vor allem wenn ich mich dunkel kleide, habe ich das Gefühl, dass Personen auf der Straße die Seite wechseln. Begegnet man mir in der Nacht/bei Dämmerung bin ich von einem Flüchtling schwer zu unterscheiden. Vor allem von hinten.
Es macht mir keine Angst, wenn Teile meines Freundes- und Bekanntenkreises (ich bezeichne es mal so) teils hart-konservativ gegen Flüchtlinge argumentieren. Ich besitze auch eine gewisse Toleranzgrenze was Hetzer und ihren Parolen angeht, denn dagegen kann man als rational argumentierender Mensch nicht effektiv vorgehen. Aber wenn man schon in „normalen“ Kreisen diese Hetzen auf die Nase gebunden bekommt und auch hier nicht mehr normal entgegnen kann, dann spüre ich ein Aufwallen von Angst.
Nicht weil ich die Situation nicht kenne. Oder weil die Gefahr anders aussieht.
Dieses Gift (die Hetze) zerstört eine bisher gute Atmosphäre und verändert damit mein Gefühl zur Gesellschaft. Es entsteht ein schrecklicher Teufelskreis. Von wegen Meinungspluralität. Es gibt dann nur noch Schwarz und Weiß. In dem Stress sich für eine Seite positionieren zu müssen, vergisst man, sich über die eigene Filterblase hinaus zu informieren. Und ich – und wahrscheinlich viele andere Deutsche mit Migrationshintergrund können sich in der Gesellschaft zuhause nicht mehr wirklich zuhause fühlen. Je mehr „Normalos“ die vermeintlich einfachen Lösungen extremer Strömungen zu komplexen Herausforderungen unreflektiert wiedergeben, desto mehr fühlen sich die „Extremos“ in ihrer Ansicht bestätigt.
Erst Flüchtlinge, dann Muslime, dann Ausländer und dann Deutsche mit Migrationshintergrund?
Für mich ist es wirklich ein Grund Angst zu haben. Dieses Land, diese Region, diese Gesellschaft sind mein Zuhause. Ich kann nicht irgendwo hin. Ich kann nicht einfach zurück wo ich herkomme, denn ich komme von hier. Auf den Philippinen (mein genetischer Ursprung) bin ich genau Ausländer wie ihr. Ich kann die Sprache nicht, kenne die Kultur nicht, war nie Teil der Gesellschaft.
Pauschalisierung hilft – NICHT! Sie tut das NIE!
Bei Flüchtlingen und Ausländern gibt es Arschlöcher. Und manche Arschlöcher sind Attentäter. Aber nicht alle Attentäter sind Arschlöcher. Und nicht alle Attentäter sind Ausländer/Flüchtlinge.
Analog dazu gab es auch mal einen pauschalen Vergleich alle Deutsche = rechts = Nazis. Das stimmt nicht und das wisst ihr!!